"Farbe.Licht.Raum" erscheint wie eine untrennbare Trinität. Zumindest, wenn wir uns bezüglich der fünf Sinne, die uns zur Wahrnehmung der Welt zur Verfügung stehen, auf das Sehen konzentrieren.

Die Ausstellung "Farbe.Licht.Raum" vereint Malerei nicht nur in Form des klassischen Tafelbildes. Sie tritt auch in strengem schwarz-weiß auf, und Farbe ist auch auf anderen Trägermaterialien zu finden. Flach, und auf den ersten Blick an das Tafelbild angelehnt, zeigt sich zum Beispiel eine besondere Materialität in der Verbindung des Trägers mit der Farbe.

Auch installativ wird Farbe erlebbar sein. Im Raum schwebend, auf papierenem Träger oder als hoch glänzende, architekturbezogene Intervention. Das Licht, das uns diese sinnlichen Seherfahrungen ermöglicht, ist bildgebender Bestandteil raumbezogener Arbeiten. In diesen wiederum kann das Licht selbst auch zur Farbe werden. So vereint die Ausstellung künstlerische Positionen der Malerei, Skulptur und Installation, um visuelle und gedankliche Räume in und mit den Kunstwerken zu eröffnen.

Eröffnung

Sybille Hassinger

Farbe und Licht zählen bei Sybille Hassinger zu den wichtigen Katalysatoren der Bildfindung. Ihre Arbeiten zeigen ein subtiles Wechselspiel von opaker und luzider Malerei, die mit Farbe und Form, Farbe und Linie, Form und Antiform ihre Bildzeichen setzt. Im Dialog mit den pastellartigen Farben und kräftigen Farbflächen gehören skriptuale Liniengerüste ebenso wie filigrane Gitterfelder oder Kreisformen mit zellartigen Verbindungslinien zu den wesentlichen gestalterischen Formelementen ihrer All-over-Malerei. Manche ihrer zwischen transparenten, zart farbigen Lasurschichtungen und verdichteten, opaken Farbflächen oszillierenden Bilder imaginieren geradezu einen Schwebezustand.

Die Werke faszinieren durch ein virtuoses Perspektiv-Spiel von Bildvorder- und Hintergrund, durch den stetigen Dialog von Farbe und linearer und organischer Form. Die Künstlerin selbst beschreibt die suggestive Raumwirkung ihrer großformatigen Bilder und sagt: „Den Bildern ist ein Atmen nach innen eigen“ – „es ist wie ein körperliches Eintauchen in das Bild“. (Marina Schuster, Museum Kunstpalast, Düsseldorf)

www.sybillehassinger.de

Nicole Jana

Die Serie der Uneconomic Drawings - Zeichnungen auf Aluminiumfolie - sind sowohl Bindeglied zwischen Malerei und Plastik, als auch eigenständige Objekte.
Den Anspruch, die Materialität dieses fragilen Metalls zu bewahren und zugleich dessen Verletzbarkeit zu nutzen, erfüllen diese lyrisch aufgeladenen Blätter auf ihre eigene Art.
Die reliefartig angelegten, teils arg zerschrundenen Strukturen und Zeichnungen umkreisen fragend die Suche nach An- und Abwesenheit, nach Reflexion und Visualisierung gedachten Raumes.
Durch seine Spiegelung wird der Betrachter Teil dieses Reflexionsraumes.

www.nicolejana.de

Arjan Janssen

Der niederländische Künstler Arjan Janssen ist Maler und Zeichner zugleich. Souverän pendelt er in seinem künstlerischen Schaffen zwischen beiden Medien hin und her. Gemeinsam ist seiner malerischen und zeichnerischen Bildsprache die strenge Konstruktion des Bildaufbaus und die Reduktion der Palette.  In seinem zeichnerischen Werk verwendet er dunkle Sibirische Kreide, die er mit harten Strichen entlang des Lineals führt und so strukturierte Flächen und Raster bildet, die zusammen mit den Arbeitsspuren Bestandteil der Bildgestaltung sind.
In seinen großformatigen Ölbildern scheint der Arbeitsgestus jedoch eine kaum merkliche Rolle. zu spielen.
Die für die Ausstellung ausgewählten Großformate stehen dem Betrachter mit ihrer konstruktiven Bildaufteilung aus weißen, grauen und schwarzen Farbflächen körperhaft gegenüber. Das virtuose Spiel mit feinsten Farbnuancen offenbart seine besondere Raffinesse beim Standort- und damit Lichtwechsel des Betrachters. Sind dann doch die feinen richtungsgebenden Texturen der Farbfelder sichtbar, die für die unterschiedlichen Farbqualitäten verantwortlich sind. Mit diesen Beobachtungen wird aus Arjan Janssens Pendeln zwischen Malerei und Zeichnung plötzlich eine Kreisbewegung.

www.arjanjanssen.nl

Paul Schwer

Seit fast 20 Jahren arbeitet Paul Schwer im erweiterten Feld der zu Unrecht immer wieder totgesagten Königsdisziplin der Kunst: der Malerei. (...)
Denn es geht bei Schwer in seinen malereibezogenen Konzepten stets um retinale Momente der Wahrnehmung. Und um Umwandlung dieser Wahrnehmungsmomente in bildnerische Konstellationen, in denen sich die Flüchtigkeit dieser Wahrnehmung manifestiert.
Man könnte auch sagen: Paul Schwers malerischer Ansatz will festhalten, dass nichts festgehalten werden kann, dass alles vorbeifließt, alles einer momenthaften Flüchtigkeit und Zerbrechlichkeit unterworfen ist. (...)
Weitgehend stammen die Materialien aus einem technischen, industriellen Zusammenhang (Stellagen, Leuchtstoffröhren, Plexiglas, Polystyrol-Hartschaum), dessen Inszenierung aber eine fast poetische Beschwingtheit und Weichheit atmet, und sich zudem immer zwischen den Polen konstruktiver Statik und rasanter Dynamik bewegt. Nur an wenigen Stellen spielt reale Malerei noch die Hauptrolle, und doch ist alles in diesem Universum in hohem Maße malerisch angelegt. Was sich uns zeigt, ist sozusagen die Erzeugung der Malerei aus dem Nichtgemalten. ...
(Aus: Ruppige Schönheit von Stephan Berg)

www.Paulschwer.de

Elisabeth Sonneck

Mit materialbedingter Spannkraft bzw. Schwerkraft und dem Eigenverhalten von Papier beschäftigt sich Elisabeth Sonneck, wenn sie ihre einseitig mit Ölfarbe bemalten Bahnen spiralförmig ineinander verschlungen, säulenartig aufeinanderschichtet, als Schlaufe von der Wand herabhängend oder einem Mobile ähnlich inszeniert (unfix., Galerie Parterre Berlin, 2014). (…) das Kunstwerk ist für Sonneck kein zum Stillstand gebrachtes, kristallines, sondern ein von Prozesshaftigkeit geprägtes Gefüge – das Material schreibt die Form. (...)
Diese dem Werkprozess inhärente Arbeitsweise und dynamisch-bewegte Aneignung des Materials, die einmalige Farbgebung, der lineare, gleichmäßig-repetitive Akt, dagegen das mehrfache Umformen in fragil ausbalancierte, variable Objekte formulieren eine rhythmische Kraft – den Worten Henri Maldineys entsprechend: „Der Rhythmus durchwebt den Raum (und die Zeit) mit einer existenziellen Bedeutung, das heißt mit einer bedeutsamen Gegenwart.“ Als latent vorhandene, raum-zeitliche Kategorie betont er das Jetztsein, die unwiderrufliche Präsenz des einzelnen Augenblicks, in dem Dauer und Moment identisch sind (...) [Ursula Ströbele]

www.elisabeth-sonneck.de

Rainer Splitt

Die Invasion des Raumes durch Farbe ist seit vielen Jahren Kennzeichen des Werkes von Rainer Splitt. Der in Berlin lebende Künstler ist vor allem durch seine raumgreifenden Farbgüsse bekannt: spiegelnde Farblachen auf dem Boden, entstanden durch die einfache Handlung des Ausgießens, die Charakteristik des Fußbodens und die Konsistenz der Farbe. Die Farbe malt sich selbst und zeigt, je nach Betrachterstandpunkt, ihr Kolorit oder die eingespiegelte Umgebung.
Wo ist das Bild? Wo fängt es an, wo endet es? Wird der Betrachter vom Subjekt zum Objekt, wenn Bild und Raum identisch werden?
Für Dortmund hat Rainer Splitt einen schwefelgelben Farbton gewählt- der Raumkante des Ausstellungssaals folgend fließt sie bis in den Vorraum und breitet sie sich in unserem Foyer aus. Das Konzept von Malerei als Handlung mit Farbe zeigt sich ebenso in zwei korrespondierenden Paperpools: Zu Schachteln gefaltete Papiere werden mit Farbe gefüllt, entleert und anschließend zurück in die Fläche gefaltet. Farbe präsentiert als überraschend präzise Zeichnung des abwesenden Volumens.

www.rainersplitt.de

Claudia Vogel

Die Künstlerin arbeitet parallel an verschiedenen Bildlösungen, von denen sie Stichproben in der Ausstellung zeigt. Innerhalb einer Werkgruppe bespannt die Künstlerin hölzerne Rahmen mit feinmaschigen Textilien oder Netzen, die eine rasterartige Struktur als Bildgrund vorgeben. Durch diese feinmaschigen Gewebe reibt Claudia Vogel die Farbe von der Bildrückseite, welche an der Oberfläche die Bildstruktur hervorbringt. Sie benutzt in dieser Technik Ölfarben oder flüssige Kunstharze, welche während des zeitintensiven Gestaltungsprozesses aushärten. Der Ausstellungstitel „Stichproben“ lässt sich im eigentlichen Wortsinn auf die Entstehung dieser Arbeiten beziehen, denn der Begriff der Stichprobe bezeichnet eine beim Aufließen flüssigen Materials entnommene Probe.
So sind die Werkstücke dieser Gruppe von Arbeiten charakterisiert durch die Verschiedenartigkeit der verwendeten Bildmittel: Abhängig von den Materialien, dem Grundraster des Trägermaterials und der stofflichen Konsistenz der Farben bzw. Kunstharze ergibt sich eine stark strukturierte Bildoberfläche. (Sandra Kraemer M.A.)

www.institut-aktuelle-kunst.de/kuenstlerlexikon/vogel-claudia

Ulrich Vogl

Für die Ausstellung "Farbe.Licht.Raum" entwickelte Ulrich Vogl eine ortsspezifische Installation, die mit den besonderen architektonischen Gegebenheiten des alten Zechengebäudes spielt. In der Installation "Das Fenster zum Hof" wird ein zumeist unnütz erscheinendes Fenster zu einem Tiefkeller durch seinen Schatten bildgebendes Element auf einer mehr als sieben Meter hohen Schachtwand.
Die Installation steht in enger Verbindung mit der seit 2010 an verschiedenen Orten gezeigten Installation "Fenster", für die Ulrich Vogel ebenfalls Pflanzen und Ventilatoren als Ausgangsmaterialien verwendet und mit Licht und Schatten individuell auf Architektur und Jahreszeit eingeht. Ähnlich wie diese ist das "Fenster zum Hof" ständig in Bewegung und verbreitet in seiner Einfachheit eine fast kontemplative Stille.
In vielen Arbeiten Ulrich Vogls spielen Licht und Schatten eine herausragende Rolle, während Schwarz und Weiß als „Farben“ dominieren. Die “Erweiterung der Zeichnung” kann als Leitmotiv in Vogls künstlerischer Arbeit gesehen werden, wobei der Fokus der letzten Jahre, so wie in der Dortmunder Installation, auf "Zeichnung und Licht” sowie auf der Arbeit mit Schatten, Projektion, Bewegung und Zeichnung liegt.

www.ulrich-vogl.de

Blick in die Ausstellung FARBE.LICHT.RAUM