Die Spannung steigt: ein Sprung ins Ungewisse und ein offenes Ende. In Film und Fernsehen bezeichnet der Begriff „Cliffhanger“ den spannenden Moment am Ende einer Episode, welcher den weiteren Verlauf offen lässt. Die Betrachter:innen werden voller Erwartungen und Neugier an die Leinwand gefesselt.
Verbunden durch das gemeinsame Studium an der HfBK Dresden bei Prof. Ralf Kerbach (Fachklasse für Malerei und bildnerisches Gestalten / Bildforschung) und ihren engen Austausch untereinander haben acht Meisterschüler:innen die Ausstellung CLIFFHANGER eigenständig initiiert.
Gezeigt werden Malerei, Plastik, Objekte und Installationen der Künstler:innen kurz vor ihrem Schritt in die künstlerische Freiberuflichkeit – in die Ungewissheit.

Eröffnung

Robert Czolkoß

Die Bedeutung von Kunst manifestiert sich im ständigen Fragen und formuliert in der Regel keine allgemeingültigen Antworten. Kunst kann neben der ästhetischen Erfahrung z. B. etwas aufzeigen, etwas vermitteln oder das Bewusstsein erweitern. Die Nominaldefinition von Kunst ist in einer ständigen Entwicklung und an dieser Entwicklung möchte ich mich beteiligen.
Ich versuche das permanente Reproduzieren meiner Arbeitsweise formal und auch inhaltlich zu vermeiden, denn für mich ist nicht ausschließlich das Ergebnis eines Werkes entscheidend, sondern auch der Prozess der zum abschließenden Werk führt. Die Konfrontation mit dem Unbekannten, z. B. in Form von neuen Inhalten oder auch neuen Materialien und die Auseinandersetzung zwischen mir, meiner Arbeit und dem:der Betrachter:in ist für mich essenziell. Ich möchte keine fertigen Produkte in die Welt setzen, sondern Ideen (Prototypen) für mich und den:die Betrachter:in. Ich möchte mittels meiner künstlerischen Arbeit Diskurse öffnen.

"Ein ständiges Fragen und Formulieren steht im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit von Robert Czolkoß. In seinen Werken geht es nicht um allgemeingültige Antworten, konkrete Ergebnisse oder fertige Produkte, sondern um das Darstellen von Prozessen. Dabei spielt die Auseinandersetzung der Betrachter:innen mit dem Werk eine wesentliche Rolle. Architektur, Baustoffe und die Formensprache der vom Menschen gestalteten Umwelt spiegeln sich in einer einzigartigen Kombination aus Nüchternheit und Poesie wider." (Liam Floyd)

www.robert-czolkoss.de

www.instagram.com/robertczolkoss

Lena Dobner

Getrieben durch den inneren Tachismus übertrage ich die Begebenheiten, die mir im Leben am wichtigsten sind auf die Leinwand. In der wohl ältesten Bildsprache, die in unserer Menschheit existiert, der Malerei, versuche ich durch die traditionellen Genres in meiner eigenen Sprache Bilder entstehen zu lassen. Ich möchte hierzu ein paar Worte Rilkes zitieren (aus seinem Tagebuch in Florenz). Diese Sätze begleiten mich seitdem ich Kunst mache: "Dass die Kunst in ihren Höhen nicht national sein kann, macht: jeder Künstler wird eigentlich in der Fremde geboren, er hat nirgends eine Heimat außer bei sich. Und seine Werke, welche die Sprache dieses Landes verkünden, sind seine eigentlichsten."

"Erlebnisse und Geschichten, Bekanntschaften und Beziehungen finden sich in explosiven Szenen in ihren Bildern wieder. Lena Dobners Werke zeichnen sich durch eine unverkennbare eigene Handschrift aus. Ihre Bildsprache manifestiert sich durch die wichtigsten Begebenheiten des Lebens auf der Leinwand. Begreift man das Leben als ständige Reise, so hat Lena Dobner ihre innere Heimat in der Malerei." (Liam Floyd)

www.lenadobner.com

www.instagram.com/cinquantefrancs

Ana Pireva

Ein zentraler Aspekt von Pirevas künstlerischem Ausdruck ist ihr Fokus auf die Malerei auf Papier. Sie erforscht introspektive Themen durch den Einsatz archaischer Bilder, Objekte und Motive und schafft so eine visuelle Landschaft, in der sie über sich selbst und ihre Erfahrungen reflektieren kann. Abstrakte, folkloristisch inspirierte Kompositionen, Materialität und fließende kalligraphische Pinselführung sind Schlüsselelemente in Pirevas Werken. Darüber hinaus erforscht sie ihre Bildsprache weiter in den Medien des Steindrucks und Papierschöpfens und investiert intensiv in die Herstellung ihrer eigenen Materialien, darunter Tinte, Aquarell und Papier.

"Nebelhafte Flächen verlaufen ineinander. Durch Farbkontraste und Pinselspuren treten Formen hervor, welche oft erst auf den zweiten Blick als Gegenstände und Körper erkennbar werden. Ana Pireva verwendet Kalligrafie, Lithografie, Tusche-Malerei und Papierherstellung, um Formen zu erforschen und Themen der Folklore, Selbstreflexion und Akzeptanz zu ergründen. Ihre Werke strahlen eine Ruhe und Tiefe aus, welche Ausdruck der meditativen Sensibilität ihrer Arbeitsweise sind." (Liam Floyd)

www.anapireva.works

www.instagram.com/anapireva

Christopher Putbrese

Meine Kunst ist wie Feuer, sie frisst Holz, sie ist Wasser, gibt Fischen einen Lebensraum. Erdig im Geschmack und ohne Luft macht sie nicht satt.

"Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Trauer, Verachtung. Christopher Putbrese widmet sich den Momenten und Gefühlen des Alltags. Seine Arbeit beginnt meist dort, wo andere verschämt zur Seite schauen. Mit humorvoller Provokation und der Verwendung bekannter Symbole schafft er Bilder, welche absichtlich auf konkrete und akkurate Darstellung und Abbildung verzichten. Die Geschichte dazu und die Kritik entstehen erst im Kopf der betrachtenden Person." (Liam Floyd)

www.instagram.com/gihurnesnirg

Aren Shahnazaryan

Aren Shahnazaryans Gemälde zeichnen sich durch energische Pinselführung, einen kühnen Ansatz zur Bildgestaltung, sowie durch Form und Farbe in einer intensiven visuellen Sprache aus. Er schreibt den visuellen Elementen seiner Werke keine feste Bedeutung zu, sondern versucht, in jedem Stück eine Atmosphäre zu schaffen, welche seine persönlichen Erfahrungen und Empfindungen reflektiert. Er ist dem kreativen Prozess zutiefst gewidmet und arbeitet intensiv an jedem Gemälde, bis es einen einzigartigen und unverwechselbaren Zustand erreicht.

"In ergreifenden Szenen treffen ikonografisch wirkende Symbole und Figuren aufeinander und erzählen mysteriöse Geschichten. Für Aren Shahnazaryan spielen das Medium der Malerei und der Prozess des Kunstschaffens eine ebenbürtige Rolle neben der inhaltlichen Ebene seiner Arbeiten. Von seiner Intuition geleitet, werden seine Bilder so oft übermalt, bis die dicken Farbschichten eine Struktur bilden und die Leinwand sichtlich schwer wird." (Liam Floyd)

www.arenshahnazaryan.com

www.instagram.com/arenshahnazaryan

Felina Wießmann

In meiner Arbeit stelle ich die Malerei auf die Probe. Durch ihre eigene Sensibilität und bildnerische Kraft lote ich den Zwischenschritt zur Medialisierung, neuen Lesarten und schneller Tranformierbarkeit in der Kunst aus. Der Fokus hierbei liegt auf der Wiederholung und Auflösung der Figur im Raum. Abstrakte Gefühlswelten und Gedanken werden verdichtet. Der einsame und stille Prozess des Malens ist in vielerlei Hinsicht unterstützend: analytisch, selbstvergessen und gleichzeitig selbst befragend. Dort will ich die Dauerhaftigkeit und Beständigkeit der Malerei, sowie ihre zeitlose Sinnhaftigkeit in aktuellen Kontext setzen. Währenddessen befinde ich mich immer auf der Suche nach einer abstrakten Wahrhaftigkeit, welche mich im Innersten bewegt.

"Die Farben verlaufen auf der Leinwand und verleihen den Bildern den Eindruck einer Momentaufnahme. Wie in einer Fotografie werden kurze Einblicke in Situationen gewährt. Durch den geschmeidigen Pinselstrich und die tropfende Farbe entsteht eine Dynamik und Bewegtheit im Bild, welche glaubhaft macht, dass sich das Gesehene jeden Moment verändern könnte. Felina Wießmann befindet sich auf einer ständigen Suche nach einer abstrakten Wahrheit. Der einsame und stille Prozess des Malens ist dabei in vielerlei Hinsicht unterstützend: analytisch, selbstvergessend und selbstbefragend. Die Figuren und Szenen wiederholen sich im malerischen Raum und lösen sich auf - eine Rekonstruktion und Dekonstruktion abstrakter Gefühlswelten." (Liam Floyd)

www.felina-wiessmann.de

www.instagram.com/felinawiessmann

Tillmann Ziola

Zu wachsen für den Zuwachs. Immer mehr konsumieren, um noch mehr zu sein. Passiv konsumieren. Der Mensch muss den Mund nur öffnen, die Umgebung ist gefüllt mit Konsum. 
Sobald der Mensch dieses tut, sich öffnet, entwickelt sich ein kaum aufzuhaltender Sog in ihn hinein. Das Angebot an Konsum, das in ihn hinein strömt, ist Nahrung, die niemals satt macht. Und der Mensch füllt und füllt sich, bis er, um sein Verlangen zu stillen, den Mund nicht mehr schließen wollen wird. 
Ist es eine, traditionell gesehen, mütterliche Geste oder doch eher ein Aufzwingen. Konsumieren um des Konsumierens willen, entfernt sich vom Zweck. Die beiden Figuren in Fütterungszeit sehen stark aus, können aber eigentlich nur noch sitzen. Sie werden langsam zu zwei Haufen. Zwei Haufen, die immer größer werden und damit immer immobiler. Die passive Figur nimmt es stillschweigend hin, hat sich zurückentwickelt und wird, wie im unmündigen Alter, gefüttert. Der Mund, der ihr mal zur Aussprache gedient hat, ist zur Einbahnstraße geworden.

"Aus lebendigen, atmenden Farbflächen bilden sich überlebensgroße Figuren heraus, welche die Protagonist:innen in Tillmann Ziolas Werken bilden. Der Titel bietet oftmals einen humorvollen Hinweis auf die Handlung. Die starke Formensprache und intensiven Farbkontraste vibrieren geradezu im Zusammenspiel. Die selbstbewusst gesetzte Pinselführung und der Mut zu Fläche und Farbe verleihen den Arbeiten von Tillmann Ziola ihre charakteristische Ausdruckskraft und ihren unverwechselbaren Stil." (Liam Floyd)

www.tillmann-ziola.de

Shengjie Zong

In meiner Arbeit geht es um eine Art räumliche Konstruktion, die es ermöglicht, dass Bilder oder Bilder von Stadtlandschaften gleichzeitig in verschiedenen Medien koexistieren oder sich verbinden. Es ist ein Weg, etwas Unsichtbares durch die Methode der Modelle zu reproduzieren, wenn gewöhnliche Bilder ihre Wirkung verlieren. Oder das Gefühl des Quasi-Sichtbaren, das ich empfinde, wenn ich Städte, Netze, Stadtlandschaften betrachte.

"In seiner künstlerischen Praxis bezieht sich Shengjie Zong auf Jean Baudrillards philosophische Theorie von „Simulacra und Simulation“. Er beschäftigt sich dabei mit verschiedenen Ebenen der Abstraktion von Symbolen und Fragen nach der Realität, in der wir leben und wodurch diese zustande kommt. Für Shengjie Zong stellt dabei der Bildraum das eigentliche Medium seiner Kunst dar. Er betrachtet seine Bilder als Erweiterung der Realität und nutzt diese, um sie zu hinterfragen." (Liam Floyd)

www.instagram.com/shengjiezong_studio