Die Ausstellung "drop me a line" vereint zeichnerische Arbeiten auf Papier und Porzellan, wandfüllende Installationen und zeichnerische Assoziationsketten im digitalen Netz. Pinsel, Zeichenstift und Skalpell kommen zum Einsatz. Bücher werden geschnitten, Messer folgen Umrisslinien, Fineliner ziehen endlos Linie neben Linie, Buntstifte entwickeln Ornamente. Sprache findet Schriftform, Textfragmente werden formuliert und Texte collagiert. Dies alles findet sich in den Arbeiten der Ausstellung.
Die Ausstellung diskutiert Zeichnung als direktes Ausdrucksmittel des persönlichen und unmittelbaren Erlebens ebenso wie als erzählendes Medium oder als Reflektion auf gesellschaftliche und politische Gegebenheiten. Als abstrakte Zeichnung, als erzählende Bild-Zeichnung oder in einer Kombination aus Text und Bild. Gezeichnet und geschnitten. Auf kleinem Papier und großer Wand.

Evelyn Bracklow

„Wie die Melodie in einem Schrei, wie heller Glanz auf schwarzem Chitin, so ist den Objekten der Serie Chitins Glanz ein verführerischer Schrecken zu eigen.“
Chitins Glanz heißt die erste Serie der mit winzigen Lebewesen bevölkerten Porzellanobjekte von Evelyn Bracklow. Dunkel glänzende filigrane Flecken ballen und knäueln sich zusammen. Sie überziehen die Glasur der alten Porzellanteile, wandern über ornamentale Blumendekore, bedecken Goldränder und balancieren auf der Grenze zwischen konkav und konvex. Diese 'Ballungsräume' dunkler Flecken differenzieren sich bei genauer Betrachtung in paarweise auftretende ovale Formen mit feinsten Linien. Wie Ameisen mit glänzenden Chitinpanzern tummeln sie sich auf dem blütenweißen Porzellan, ziehen ihre Straßen, gehen ihrer Wege.

www.laphilie.com

Stephanie Brysch

Stephanie Brysch arbeitet mit Papier, bearbeitet Papier. Faltend und schneidend nähert sie sich dem feinen Material. Dies kann ganz sanft ohne Schere und Klebstoff in der Origamitechnik geschehen oder sezierend mit dem Skalpell. Blanko Skizzenbücher füllen sich dann mit dreidimensionalen Szenerien zum Weltgeschehen. Aber auch in prall mit Bildern gefüllten Comics setzt Brysch das Messer an und kombiniert die daraus eliminierten Figuren und Texte in neuen Zusammenhängen. Dann versammeln sich die fliegenden Figuren eines alten Donald-Duck-Comics geballt auf zwei Seiten und kämpfen – wie in der realen Welt – um eine sichere Flugbahn im gefährlich überfüllten Luftraum. Da heißt es dann: „Huch! Hilfe! Wir fliegen!“ In dem Buchobjekt „Nimm das Boot", einer Kombination aus eigenhändigen Bleistiftzeichnungen und vorhandenen Textelementen, sind Textfragmente den bildgebenden Objekte unterlegt. So wie Filmmusik die Handlung der Protagonisten im Film dramatisiert, so beschwört Brysch in ihrem Umgang mit Text und Bild  eine Dramatik zwischen Überleben und Untergang auf hoher See.

www.stephanie-brysch.de

Jürgen Eisenacher

„Das Groteske kann zugleich erheitern und erschrecken, lächerlich wirken, absurd oder unheimlich. Auch die übersteigerten Figuren in Jürgen Eisenachers Bildern erregen Mitleid und Abscheu gleichermaßen und berühren auf subtile Weise das Unterbewusstsein. Der Maler nutzt diese ästhetische Kategorie, um das Unaussprechliche zu formulieren und Raum für malerische Innovation zu gewinnen. (...) In seinen aktuellen Zeichnungen und Gemälden setzt sich Jürgen Eisenacher mit der europäischen Kolonialherrschaft über Afrika und deren Folgen auseinander. Schwarze Afrikaner, wie weiße Eroberer werden in seinen Bildern als Deformierte gezeigt – mit großen Kulleraugen oder Mäuseohren die einen, mit leerem Blick und langer Nase die anderen. Die transformierten Klischeebilder verunsichern den Betrachter, ohne ihn politisch zu agitieren.“ Susanne Burmester, Galerie Susanne Burmester, Bergen

www.juergeneisenacher.de

John Franzen

„... Wenn ich zeichne, zeichne ich die Leere. Nicht die Linie. Ich konzentriere mich auf das Nichts um die Linie. Es ist eine Art der Meditation. Mein Geist ist klar. Mein Fokus liegt auf dem bloßen Moment. Es gibt nur diesen einen Augenblick. Jedes Mal der gleiche Augenblick. Alles andere ist still. Nie sind Gedanken lauter und Gefühle tiefer als in diesem Moment. Mein Verstand transzendiert in bloße Anwesenheit. Persönlichkeit wird formlos und namenlos. Mit jedem Atemzug wird die Leere mehr und mehr gefüllt. Mit jeder Zeile komme ich näher an meine wahren Ursprung ... "
„Each line one breath, Jede Linie ein Atemzug – ist der Titel einer limitierten Auflage von 50 Handzeichnungen in jeweils einem Material. Die Linie wird eine künstlerische und grafische Interpretation der Evolution durch die Verwendung von einfachen gezeichneten Linien."

www.johnfranzen.com

Juliane Laitzsch

Ausgangspunkt der hier vorgestellten Zeichnungen von Juliane Laitzsch ist die Beschäftigung mit der kunsthandwerklichen Sammlung der Pfalzgalerie Kaiserslautern. Die Einladung zu einer Ausstellung im Jahr 2011 führte zu einer erneuten Auseinandersetzung mit dem Garten als umfriedeten Raum, der von einem Zaun, einer Hecke oder Mauer umgrenzt wird. Die Arbeiten geraten zu einer freien Bearbeitung und zeichnerischen Reaktion auf die mit naiven Streublümchen oder floralen Mustern verzierten irdenen oder porzellanen Schaustücke der Sammlung für angewandte Kunst. Deren Muster und Ornamentik greift Juliane Laitzsch in ihren Zeichnungen auf und bewegt sich zwischen ungebändigter Wildnis, gärtnerisch gezähmter Natur und der strengen Ordnung des Ornaments auf dreidimensionalem und artifiziellem Objekt. Juliane Laitzsch setzt sich mit dem geschaffenen Abbild von Natur auseinander, und erschafft einen zeichnerische Reflexion des selben.

www.juliane-laitzsch.de

Matthias Reinhold

„Die Arbeiten von Matthias Reinhold deklinieren in ihrer grafischen und oft auch raumbezogenen Ausrichtung eine potentiell unendliche Vielfalt von tonalen Mustern und freien ikonographischen Assoziationen (...) Aspekte automatischer Schreibweisen und freie Improvisationskultur verfließen in seinen Arbeiten auf oft ganz unangestrengte und eigenständige Art und Weise mit analytisch-abstrakten Herangehensweisen. Reinholds Methodik ist in jedem seiner Schritte ebenso einem romantischen Prinzip des Organismischen und Informellen verpflichtet wie auch einem rationalen Kalkül, das nach Wirkweisen und formalen Zusammenhängen sucht. Seit 2007 arbeitet Matthias Reinhold in dem Projekt 'Ikonolog' an einem ganz zentralen Punkt der Wahrnehmungspsychologie, nämlich der Frage, wie die retinale Ebene reiner Abbildung und die sprachliche Ebene der Bedeutungsinhalte im Wahrnehmungsprozess zusammenhängen. 'Ikonolog', zusammengesetzt aus 'Ikon' – Bild, Zeichen und 'Logos' – Wort bezeichnet genau diese Problemstellung. 'Ikonolog' meint aber auch das Strukturprinzip eines 'Weblogs', eine assoziativ-mäandernde Endloskette aus Bildern, das auf ideale Weise die metamorphotische Wirkweise der Eidetik spiegeln kann." Alexander Roob, Professor für Freie Grafik und Malerei an der Kunstakademie Stuttgart.

www.ikonolog.de

Karen Scheper

„Karen Scheper entwickelt in ihrer künstlerischen Arbeit Text-Zeichen-Universen und generiert daraus [schwarz-weiße] Objekte und raumgreifende Assemblagen. Die visuellen Strukturen ihrer Arbeiten verschmelzen mit schriftlichen Informationspartikeln und der Quintessenz menschlichen Forschungsdrangs zu komplexen assoziativen Feldern, die (häufig) den fundamentalen Gegensatz zwischen Subjektivität und wissenschaftlicher Objektivierung umkreisen.[...]
Die Sicherheit des körperlichen und geistigen Bewegungsspielraums gerät ins Wanken, die Devise heißt KWATSCH. Dabei geht es Karen Scheper nicht um Unsinn, sondern vielmehr um ein signifikantes Geräusch: Um das prekäre Stapfen in jedweder Konstruktion von Zeitlichkeit und das stille Stottern in einem Raum-Zeit-Kontinuum, welches das irdische Gravitationsfeld längst verlassen hat." Aus: wurmloch oder der versuch, krümmungen gerade zu biegen, Kunstverein Tiergarten / Galerie Nord, Berlin 2011, Text: Ralf F. Hartmann / Karen Scheper.

www.karenscheper.de

Barbara Wrede

„Barbara Wrede nutzte ein Stipendium des Landes Sachsen-Anhalt im Künstlerhaus Salzwedel, um in dieser Zeit ein Bild-Text-Tagebuch zu führen. Die Serie mit dem Titel Eine Landpartie – Neues aus dem kleinen Venedig der Altmark dokumentiert mit 52 Blättern den vierteljährigen Aufenthalt. Die handschriftlichen Texte werden von aquarellierten Zeichnungen begleitet, welche trotz ihres eindeutig illustrativen Charakters eine ganz eigene Ästhetik entfalten. Die Ereignisse, welche die Künstlerin festhielt, sind jedoch nur bedingt privaten Charakters. Anstelle von intimen Bekenntnissen finden sich vielmehr alltägliche, manchmal auch banale Beobachtungen (...) Überschriften wie 'Sehnsucht' oder 'Sozialkontakte' wecken jedoch eine Erwartungshaltung, etwas Persönliches von der Künstlerin zu erfahren, welche die kurzen Texte kaum erfüllen. (...) Barbara Wrede legt ihre unterschiedlichen Quellen nicht offen, sondern stellt Selbsterlebtes, Gesehenes, Gelesenes oder Gehörtes gleichberechtigt nebeneinander." (Auszug aus dem Katalogtext: Von Tagebuch bis weblog von Dr. Isabell Schenk Weininger, Leiterin Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen.)

www.olompia.de