“As for me, I will disappear into the parade of things” (Allan McCollum: „Perfect Vehicles“)

Aus anthropologischer Sicht gestalten Menschen ihre Welt durch die Dinge, die sie schaffen und manifestieren so ihre Weltsicht. Die von ihnen geformte Welt spiegelt sie selbst wider und formt ihr Handeln. Es entsteht eine wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Ding.
Diese wechselseitige Beziehung wird im Alltag meist nicht bewusst wahrgenommen. Die Dinge treten hinter ihre Funktion zurück und werden in ihrer Beiläufigkeit unsichtbar. Sobald sie über eine Alltags-Funktionalität hinausgehen, treten sie wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit und bekommen einen autonomen Charakter.
Dieses Potential der Dinge bzw. ihre Handlungsfähigkeit wird von Künstlern visualisiert. In diesem Feld bewegen sich die künstlerischen Arbeiten in der Ausstellung.

Zur Ausstellung entsteht eine begleitende Publikation. Das Projekt wird gefördert durch die Kunststiftung NRW.

Eröffnung

Kaifeng Chun

Kaifeng Chun kartographiert das Alltägliche. Viele seiner Arbeiten basieren auf gewöhnlichen urbanen Elementen, wie sie vor dem Hintergrund der Stadt existieren. Seine künstlerischen Arbeiten sind mit industriellen Techniken und Materialien hergestellt und richten sich nach einer persönlichen, formalen und skulpturalen Reglementierung. Diese abstrahierten urbanen Objekte formen einen Raum aufgeladen mit narrativem Potential. In Not Much to See wird ein Paar FlipFlops durch LEDs, die einen heiligenscheinartigen Lichtrahmen um die Objekte legen, zu einem fast ikonenhaften Status erhoben.

www.studiochunkaifeng.com

Caroline Douglas

Dieses Video hinterfragt die Themen von Weiblichkeit und Geschlechterbeziehungen sowohl in den Bildenden Künsten als auch in der Populärkultur. Auf einer bestimmten Ebene fängt es die weibliche Berührung, die den männlichen Blick liest, ein. Auf diese Art werden die vorherrschenden Bedeutungen von Darstellung hinterfragt und rekonstruiert.
Das Video provoziert außerdem den Dialog zwischen Berührung und gesprochenem Wort, gesehener und projizierter Fantasie sowie Text und Bild. Der Betrachter und der Braille-Leser kooperieren, jeder abhängig vom anderen, um die künstlerische Arbeit zu vervollständigen.

www.carolinedouglasphotography.co.uk

Marcel Große

Marcel Große führt dem Betrachter in seiner Arbeit Kreisbeschleuniger II eine skurrile Versuchsanordnung vor Augen, bei der jeder Schritt offen dargelegt wird. Elektrische Spannung wird schrittweise von Lichtbögen in malerische Fotografien übersetzt, jede durch einen Kurzschluss entstandene Lichterscheinung entspricht einem einzigartigen Moment. Diesem zeitlichen Aspekt wird in den farbigen Digitaldrucken Rechnung getragen.

www.marcel-grosse.info

Lea Gulditte Hestelund

Lea Guldditte Hestelund arbeitet in ihrem Werk an der Schnittstelle zwischen menschlichem Körper und dessen Fetischisierung als Objekt.
In ihrem Werk Körper 2.0 transformiert sie ihren eigenen Körper innerhalb eines Jahres zur Statur einer antiken Statue, dem Ideal des Discobolos aus der Antike.
Dabei verweist die Künstlerin nicht nur auf kulturelle Praktiken und zeitgenössiche Schönheitsideale, sondern auch auf den Diskurs zum Thema Körper einer fitnessorientierten Gesellschaft.

www.leagulddittehestelund.dk

Ragnhild May

Ragnhild Mays Installationen und Performances untersuchen die unterschiedlichen Ebenen von Geräuschkulissen, die durch Verstärkungen und Verzerrungen alltäglichen Gegenständen entnommen werden. Dabei kombiniert die Künstlerin oftmals Alltagsgegenstände mit Motoren. Flöten, die ein immer wiederkehrendes Motiv darstellen, werden zu einer monströsen Orgel mit Motorenantrieb aufgetürmt und der Betrachter mit ungewöhnlichen Klängen konfrontiert.

www.ragnhildmay.com

Till Nowak

Die Arbeit The Experience of Fliehkraft besteht aus einer Serie von sieben fiktionalen Konstruktionsplänen von physikalisch unmöglichen Fahrgeschäften in Kombination mit sieben kurzen Videos. Von gigantischen Robotern werden Menschen in Vergnügungsparks durch die Luft geschleudert – diese Maschinen erscheinen als Karikaturen unserer Zivilisation und sind ein Ausdruck unseres Verlangens, auszubrechen. Wir Menschen suchen ständig nach größeren, besseren, schnelleren Lösungen, um unsere Wünsche zu befriedigen, aber wir erreichen nie eine Grenze – es ist eine endlose Suche.

www.tillnowak.de | www.cfca.de

Christine Overvad Hansen

Eine vierbeinige Maschine verursacht einen ohrenbetäubenden Lärm, während sie auf behäbige Art und Weise ein Pendel über die Bettlaken eines Doppelbettes wuchtet.
Die Maschine ist eine von dreien, die zusammen ein kleines Ein-Zimmer-Apartment in Vesterbro, Kopenhagen bewohnen. Skulpturale Situationen entstehen, während die Kamera ein Gefühl eines eigenartigen Wohnraumes vermittelt.

www.christineovervad.dk

Emil Toldbod

Emil Toldbods Arbeit besteht aus vier Objekten: Ein Helm, ein Gürtel und Bein-Gewichte fungieren als hausgemachter Tauchanzug, während eine Unterwasser-Schaufel gebraucht wird, um Material vom Boden des Meeres zu sammeln.
Der Anzug wurde auf dem Meeresboden vor der Küste Kopenhagens benutzt bei der Unterwasser-Suche nach einer speziellen Form von Schneckengehäusen, die von der Norm abweichen – ein ungewöhnliches Phänomen, das fast nicht existiert.
Es ist der zweite Tauchgang in einer Serie von dreien, in dem der Künstler mit den Kräften des Meeres konfrontiert wird.

www.emiltoldbod.dk

Nisrek Varhonja

In ihrer Denkmütze und mit ihrem genähten schwarzen Loch im praktischen Taschenformat hüpft Nisrek Varhonja im Rahmen der Fernsehinstallation Das schwarze Loch durch die Ausstellungsräume des Künstlerhauses Dortmund. In den Ausstellungsräumen sind Fernsehgeräte verteilt, in denen die Künstlerin abwechselnd zu sehen ist. Sie erscheint in einem Gerät und verschwindet, nur um kurz danach an einer anderen Stelle, in einem anderen Gerät wieder aufzutauchen.

www.nisrek-varhonja.com