Die Ausstellung "Billo BÄM" beschäftigt sich mit zeitgenössischen, bildhauerischen
Konzepten. Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler arbeiten mit Alltagsmaterialien, gewöhnlichen und günstigen Baustoffen. Sie verkehren diese in raumbezogene Installationen, in neue Zusammenhänge und Bildsprachen. Sie folgen dem Prinzip: Einfache Mittel - maximale Wirkung.
Sechs Künstler sind eingeladen, die architektonischen Besonderheiten des Künstlerhauses in ihre Installationen einzubeziehen. Durch die Ortsspezifik entstehen neue, in dieser Form nicht wiederholbare Arbeiten.
Bei der „Anlage zum Zünden summativer Sprengkörper aus Amorces“ haben während der Eröffnungsrede alle Gäste zunächst längs gefaltete Zündplättchen für Spielzeugpistolen zu langen Zöpfen verarbeitet. Diese Zöpfe wurden um 4 Metallkugeln verdichtet und mit grauem Universalband umklebt. Die Kugeln wurden in dem senkrecht an der Wand verschraubten Holzbalken befestigt. Die waagerechten, langen Balken waren durch die kleinen Holzstücke an die Wand gespannt, unter den die Kugeln positioniert waren. Mit einem Ruck am Band hat eine Dame aus dem Publikum, die kleinen Holzstücke weggezogen. Die gespannten Dachlatten schnappten mit einem gewaltigen Knall auf die verkleideten Kugeln.
www.davidbaur.de
Die kanadische Künstlerin Mareike Lee hat für den Medienraum des Künstlerhauses eine neue Installation realisiert. Hierbei arbeitet sie das erste Mal mit Glasplatten, die sie an gespannte Drahtseile im Raum gelehnt und mit unterschiedlichen, grünen Filzschreibern bezeichnet hat. Das Material für die Ausstellung wurde aus Kellern zusammengetragen und teilweise dazu gekauft. Lee arrangiert die einzelnen Flächen zu einem Ganzen. Die filigrane Arbeit braucht Zeit, um sich völlig zu entfalten: Nach einer Weile werden die minimalen Farbunterschiede der Glas- und Kunststoffplatten sichtbar, das gezeichnete Netz breitet sich unaufhörlich aus, wird durch das Durchscheinen einzelner Überlagerungen verdichtet und durch die Bewegung des Blickes wieder aufgelöst. Die Arbeit trägt trotz des sich immer wiederholenden Zeichenmusters eine bewusste Verunsicherung in sich. Die Zeichnung funktioniert als räumlich begehbare Installation, wird aber für als Fläche wahrgenommen und als zweidimensionale Arbeit verstanden.
www.mareikelee.com
Die Österreicherin Angelika Loderer arbeitet mit Materialien der klassischen Skulptur, wie Wachs, Bronze und Gips. Dabei werden die Materialien nicht wie üblich als Hilfsmittel zur Entstehung der Skulptur verwendet, sondern zur Skulptur selbst. Die Materialeigenschaften werden zum wichtigen Teil der Arbeit. Die Künstlerin arbeitet mit verlorenen Formen, baut diese vor Ort und füllt sie mit Ölsand oder Natursand auf. Dieser wird solange gestampft, bis er völlig verdichtet zum tragenden Körper der jeweiligen Arbeit wird. Doch nach wie vor bleibt eine Fragilität erhalten: Der Sand ist von Luftzirkulationen und Feuchtigkeitsverlust in ständiger Veränderung. Das Prozesshafte der Arbeit wird durch die Schaummatratze, die sich durch ihre Biegung im Sandkubus zu befreien versucht, deutlich. Dabei fordert die Künstlerin den Zufall heraus und gibt der Skulptur Raum für ihre Eigendynamik. Angelika Loderers temporäre Arbeiten sind Experimente und nur für den Ausstellungsraum existente Skulpturen.
www.angelikaloderer.at
In den Installationen, Skulpturen und Videos des niederländischen Künstlers Erik Olofsen geht es um ein ständiges Ausloten von Virtualität und Materialität. In dem hier gezeigten Video beginnt die Kamerafahrt mit einem Zoom auf zunächst abstrakte, blaue Flächen und endet in der Totalen einer Stadtansicht. Trotz der Nähe des Zooms zum Detail wird nicht klar, um welches Material es sich handelt. Erst durch die Skyline werden Assoziationen zum Sujet möglich und eine Massivität und Kraft ausgestrahlt. Die in Slow Motion fallende Person verzerrt plötzlich die Größenverhältnisse, die große, in sich ruhende Stadtansicht schrumpft zum Modellcharakter. Durch das Gewicht der Person wird das benutzte Material aufgelöst. Die Türme aus Schaumstoff werden deformiert, zerquetscht und zu einer flachen Masse gedrückt. Mit dem Zurückfedern des Gewichts wird die Skyline zurück in die ursprüngliche Form gebracht. Olofsen transformiert das skulpturale Setting in das zweidimensionale, virtuelle Videobild und lässt den Betrachter bis zum Moment des Fallens in seiner Ungewissheit zurück.
www.aandofineart.com/artjok.php?l=en&id=6
Aus einfachen Materialien, wie Gipskarton, Folie, Holz und Lack baut Sebastian Wickeroth raumgreifende Installationen. Den Arbeiten liegt der Gedanke zugrunde, dass alle Materie einen ständigen Kreislauf von Entstehung und Zerfall durchmacht. Die Zerstörung, die in den Skulpturen visualisiert wird, wird konstruiert und ist nicht das Resultat eines nachträglichen Eingriffs an einer fertigen Form. In der neu entstandenen Arbeit im Künstlerhaus findet die „vermeintliche Dekonstruktion“ ihren Höhepunkt. Die eigentliche Skulptur ist verschwunden, zurück bleiben die geschundenen Flächen. Doch es herrscht kein Chaos. Die Flächen werden zur Tragödie einer Landschaft, in der die einzelnen Farben wiederum eine Ordnung und Hoffnung in sich tragen.
www.wickeroth.de
Die künstlerischen Werke von Eric Winarto werden der Malerei zugeordnet, die er großflächig in Räume integriert. Für das Künstlerhaus hat er im stillgelegten Zugangskeller des Kohleschachts eine neue Malerei mit fluoreszierender Farbe entwickelt. Der Betrachter wird bereits in der Foyeretage durch das rot leuchtende Licht ins Treppenhaus zum Keller geleitet. Durch die veränderte Lichtstimmung werden die Treppen, das Auf- und Absteigen der Stufen, die langsame Eingewöhnung an die Dunkelheit in das eigentliche künstlerische Werk integriert. Nach dem stetigen Blick auf den Boden wird der Blick schließlich nach oben gelenkt. Ein neuer Raum öffnet sich, doch was die Malerei zeigt, bleibt unklar. Ist es ein Blick durch entmaterialisierte Baumkronen oder schauen wir durch eine Wasseroberfläche zum Licht?
www.ericwinarto.net