Geschichten von Seereisen faszinieren die Menschen seit Jahrhunderten mit ihren Schilderungen von Sehnsucht, Entdeckung und Entbehrung, von Zielstrebigkeit und Verloren-sein, der Weite der offenen See, der Magie fremder Destinationen und des Bestrebens, sie auf dem Seeweg zu erreichen; sie berichten davon, wie Menschen sich den Elementen Wasser und Wind stellen, ihnen trotzen oder unterliegen. Aber wie und warum greifen zeitgenössische bildende Künstler auf diesen Themen-Pool zu, welches sind ihre Motivationen und Intentionen, und welche Ausdrucksmittel setzen sie ein?
Um uns in einen Seemann hineinzuversetzen, müssen wir uns eine Welt vorstellen, in der das eigene Schicksal von jeher vollständig in den Händen anderer lag. Die wenigen identitätsstiftenden Besitztümer, die Dinge, die Aussagen darüber machten, was die eigene Vergangenheit, Gegenwart, Hoffnung ist, wurden in einer sog. “ditty box” aufbewahrt. Meine “Ditty Boxes” entstanden als direkte Reaktion auf eine Seereise zwischen den Nordatlantischen Inseln Schottlands in 2011. Die Reise war eine einzigartige Gelegenheit, über die maritime Geschichte meiner Heimat, der Shetland Inseln, nachzudenken und die zerstörerischen Effekte, die die Ozeanerwärmung auf die Tier- und Pflanzenwelt sowie die lokale Kultur haben.
Der 'Apparat zum Verschwinden (auf See)' bietet einer Person die Gelegenheit eines sicheren, vorübergehenden Verschwindens und des Erfahrens einer Isolation die so selten an Land empfunden wird. Der Nutzer des Apparates wird von dem Schlund verschluckt und verschwindet aus dem Blick unter die Wasseroberfläche. Der Apparat untersucht die Beziehung zwischen dem Bekannten oberhalb und dem Unbekannten/von Vorstellung Geprägten unterhalb der Meeresoberfläche.
Der Schneeball wurde am 24. Januar 2005 aus der Antarktis in die Arktis geworfen und landete dort am 3. September.
In der Arbeit 'Wake' steht die Seereise als Metapher für die Reise des Lebens. Sie wurde inspiriert durch die Erfahrung, bei Nacht mitten auf dem Ozean zu sein. Die tiefe Finsternis und die Abwesenheit jeglicher Zeichen menschlicher Präsenz erhalten eine existentielle Dimension durch die Erinnerung an die existentielle Einsamkeit und Dunkelheit auf unserem Weg durch das Leben. 'Wake' spielt mit den drei Bedeutungen, die das Wort im Englischen haben kann: das Kielwasser eines Schiffes, den Ruf, wach zu werden und die Totenwache.
Hringsól 4 führt die Seereise ad absurdum: Wir sehen ein Fischerboot, das auf dem weiten Ozean stets nur im Kreis fährt und dabei eine ephemere Zeichnung ins die Wasseroberfläche bringt. Die Situation ist inszeniert, der Künstler macht das Boot also zu seinem Zeichenwerkzeug.
'Adrift' ist Teil einer Werkgruppe, die den Begriff der verlassenen Utopien erforscht. Maritime Referenzen kombiniert mit dem an Gewohntes erinnernden Einsatz von Farbe erzeugen eine Aura von Nachwirkung und dem Vergehen von Zeit. Die Kaimauer steht für den Beginn und das Ende einer jeden Seereise, und regt unsere Vorstellungskraft an, wie die Reise aussehen könnte oder wie sie verlaufen sein mag.
Die Arbeit bildet - vor dem Hintergrund der auf meinen während Segeltouren entlang der West- und Südküste Irlands erworbenen Erfahrungen - die Küste von den Arann Islands (im Westen) bis nach Youghal (im Süden) ab. Basierend auf der Erinnerung, den Logbüchern, Zeichnungen, Karten, Fotos, Geschichten und der Geschichte der Inseln, Orte und Häfen entlang des Weges soll die Arbeit eine Seereise wieder-erschaffen, wieder-geben, wieder lebendig werden lassen und neu erfinden. (David Lilburn)
'one to one' ist eine ortsspezifische Installation, die die Gebrauchsspuren und Unvollkommenheiten eines Raumes kartographisch hervorhebt. Flecken, Kratzer, Unebenheiten usw. werden mit geografischen (Insel-)Territorien auf Karten abgeglichen. Dabei erhält der Besucher die buchstäbliche Option zum Insel-Hopping.
Mit einem einfachen Schnitt hat Aslak Gurholt Rønsen die romantische Vorstellung der Goldenen Jahre der transatlantischen Personenschifffahrt in eine Tragödie verwandelt. Die Seereise des “Sinking ship” geht aus der Horizontalen recht steil in die Vertikale.
Die Klanginstallation basiert auf Wasser-, Land und Luft-Aufnahmen von Atlantikwellen
und untersucht Wellenklang-Essenzen, u.a. das "Summen der Erde", das Glocken-artige Klingen der Welt, verursacht durch Planeten-umspannende Resonanzschwingungen, die durch das Auftreffen von Ozeanwellen auf die Küste angeregt werden. Der Titel bezieht sich auf die sich ständig verändernden Sinus-artigen Formen von Wellen und auf die weite planetarische Rundung, die kaum wahrnehmbar sichtbar wird, wo Meer und Himmel den weiten, fernen Horizont bilden.
'February' verfolgt die Fahrt der Künstlerin mit dem Katamaran durch den Solent von Portsmouth nach Ryde auf der Isle of Wight zur Beerdigung eines Familienfreundes. Die sich langsam auflösenden Stills der vorbeiziehenden Meereslandschaft erzeugen eine Atmosphäre von Unausweichlichkeit undVerlust, die durch den eindringlichen Soundtrack von Donna McKevitt noch unterstützt wird. Die Seereise wird zur Metapher für die Reise durch das Leben, die unweigerlich mit dem Tod endet.