Wie der Lärm von vollen Freibädern oder knackenden Eisbergen. Klebrig tropfendes Wassereis, künstlicher Regen, nasse Füße, Tränen im Schnee, Dampf, Nebel, Pippi, Wellen, Durst – Wasser berührt uns alle.
Please Bring Rubber Boots ist eine konzeptuelle Kunstausstellung über Wasser, die nebensächlichste, wesentlichste Sache überhaupt. Internationale Künstler:innen zeigen Installationen, Video- und Soundarbeiten, Skulpturen, Fotografien und Performances, die sich mit den unterschiedlichen Facetten und Aggregatzuständen von Wasser, dessen Schönheit sowie ökologischer und politischer Tragweite auseinandersetzen.
Meeresspiegel steigen, und Menschen verlieren ihre Heimat. Wasser fehlt – und fließt doch im Überfluss aus unseren Hähnen: Wasser ist politisch.
In Please Bring Rubber Boots können die Besucher:innen in das emotionale Innenleben einer Hochwasserpumpe eintauchen und an den Polkappen schlecken. Es wird frech, nachdenklich und nass.

Alfredo Ardia

Die Arbeit Iceberg 1410 besteht aus einem alten Klavier, das mit seinem abmontierten Gehäuse den Blick auf die Mechanik und Saiten freigibt. Das Instrument wurde mit einem verborgenen elektromagnetischen System ausgestattet, gesteuert von einem Computer, der die Tasten bewegt und die Saiten vibrieren lässt, indem er in Echtzeit Umweltdaten zur Luftqualität und -verschmutzung in Klänge übersetzt.
Das in dieser Installation verwendete Klavier ist ein historisch bedeutsames Relikt aus der ersten Generation seiner Art – ein Klavier, das trotz seiner Größe und dem kraftvollen Klang zerbrechlich wirkt und einem Alterungsprozess ausgesetzt ist, der durch Umweltbedingungen verursacht wird. Doch trotz seines ehrwürdigen Aussehens ist es seit vielen Jahrzehnten in Vergessenheit geraten. Sein einstmals klangvoller Ton offenbart nun einen Zustand tiefgreifenden Verfalls, vergleichbar mit einem Gletscher, der allmählich schmilzt, zerbricht und in der Stille verschwindet. 
Zur Eröffnung wird Alfredo Ardia eine Klangperformance zeigen, bei der er mit dem Klavier interagiert. 

www.alfredoardia.com

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Willem de Haan

Die Arbeit Motor Home von Willem de Haan wurde für das Watersnoodmuseum (Hochwasser-Museum) in Ouwerkerk (NL) konzipiert und produziert. Es handelt sich um ein überflutetes Haus, das an eine durch den Klimawandel veränderte Welt angepasst ist. Das sinkende Haus wird mit einem Außenbordmotor durch das Wasser manövriert. Angezogen von der Schönheit und der vermeintlichen Ironie der Performance, erschrickt man einen Moment später über die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit der Thematik. 
Willem de Haan hinterfragt und untergräbt in seinen Werken die sozialen und politischen Regeln unserer unmittelbaren Umgebung durch künstlerische Interventionen. Durch das Hinzufügen überzeugender, aber auch etwas verstörender künstlicher Elemente, konfrontiert er den Betrachter spielerisch mit seinen gewohnten Denkmustern. Entsprechend der Ambition des Künstlers Motor Home konsequent an tatsächlich vom Hochwasser bedrohten Orten zu präsentieren, wird die Videodokumentation der Arbeit im Tiefkeller des Künstlerhauses Dortmund gezeigt. Dieser besondere Keller, der einst als Zugang zu einem Kohleschacht diente, ist regelmäßig von Hochwasser betroffen und wird im nächsten Jahr mit einer eigenen Hochwasserpumpe ausgestattet.

www.willemdehaan.be

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Krzysztof Gruse

Der Maler und Poet Krzysztof Gruse wurde 1957 in Bydgoszcz (PL) geboren. Er ist Mitbegründer der Künstlergruppe "Bydgoszczer Schule" (1994 – 2015). Seine Arbeiten befinden sich in den Sammlungen des Emschertal-Museums in Herne, im Leon Wyczolkowski Kreismuseum in Bydgoszcz (PL), den städtischen BWA-Galerien Bielsko-Biala und Bydgoszcz (PL) und in privatem Besitz.
In Krzysztof Gruses Werken kann man einer gleichzeitigen Gegensätzlichkeit nicht ausweichen. Dieser Parallelzustand, der ständig zwischen zwei Polen mäandert und doch so menschlich ist, sorgt für eine große Anziehungskraft. Die Arbeiten lassen uns innehalten, rühren uns, sind nah und fern, melancholisch und doch voll feinem Humor. Kaum jemand artikuliert das Gefühl von Alleinsein, ohne einsam zu sein (und andersherum) in so schönen Nuancen.

www.provinzeditionen.de/Krzysztof-Gruse-Ausstellung

www.instagram.com/krzysztofgruse

Jaap Scheeren

Die tropfenförmigen Sandschlösser von Jaap Scheeren hängen deckenhoch im Künstlerhaus Dortmund. Und so erinnern sie uns nicht nur an das stundenlange Spiel am Strand: mit Wind in den Haaren, sorgenlos im Moment versunken. Im Augenblick, in dem sich Scheerens Sandcastles vor uns wie Berge auftun, werden wir tatsächlich wieder ganz klein.  
Jaap Scheeren ist ein niederländischer Künstler, der in erster Linie mit Fotografie arbeitet. Ungeschönt und ehrlich verbindet er sich mit seiner Umwelt und begegnet seinen Themen mit einem oft scheinbar kindlich-naiven Blick voller Schönheit, unwillkürlicher Absurdität, Freude, Aufmerksamkeit, aber vor allem unendlicher Neugier. Seine Arbeiten erweitern sich oft in Installationen oder wechseln je nach Kontext den Bildträger. Videos und Textilien in Kombination mit Text und der Einbindung in Bücher sind ein wichtiger, fortlaufender Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit. 
Auftragsweise arbeitet Jaap Scheeren unter anderem auch für das FOAM Magazine, NY Times Magazine, Wallpaper, The Guardian oder das Süddeutsche Magazin. 

www.jaapscheeren.myportfolio.com

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Maartje Slijpen & Merel Witteman

In der Fotoserie Time To Get Wet Feet des niederländischen Duos Maartje & Merel sehen wir, wie zwei Füße langsam von steigendem Meerwasser verschluckt werden. Die Fotoserie dient als Diagramm und zeigt den erwarteten Anstieg des Meeresspiegels: Er wird im Jahr 2050 um circa 17 cm höher liegen als heute. Wenn wir nicht wollen, dass wir nasse Füße bekommen, ist es Zeit zu handeln!
Maartje & Merel begannen während ihres Studiums an der Design Academy Eindhoven zusammenzuarbeiten. Zu ihren Projekten gehören der Bau der ersten echten unterirdischen Bar in den Niederlanden, die Verwandlung eines Autos in ein Flugzeug, der Entwurf eines “Lebensmittel-Waldes”, in dem nur Snacks wachsen und viele weitere Kampagnen zu den unterschiedlichsten Themen. 

www.maartjemerel.com

www.instagram.com/maartjemerel

Helmut Smits

Helmut Smits konzipiert für die Ausstellung eine neue raumgreifende Installation, aus sich im Licht brechenden, durchscheinenden PET-Flaschen. Die klare Ästhetik, das steril eingeschweißte, aufgetürmte Wasser, kann auf vielschichtigen Ebenen gelesen werden. Zart funkelnd liegt in der Ausstellung ein Schneeball aus weißem Carrara-Marmor, der unter seiner Glashaube wie ein Relikt aus längst vergessenen Zeiten in einem Naturkundemuseum wirkt. Vielleicht ist er der letzte seiner Art. 
Helmut Smits Arbeiten wirken auf den ersten Blick oft fröhlich und spielerisch, aber entpuppen sich erst bei genauer Betrachtung als sehr feine gesellschaftskritische Beobachtungen. 

www.helmutsmits.nl

www.instagram.com/helmutsmits

Maud van den Beuken

In Once we were river porträtiert Maud van den Beuken auf intime Weise das Innere einer Wasserpumpstation im Osten der niederländischen Deltalandschaft. Geführt von einer Off-Stimme, wird man zum aktiven Teilnehmer der verflochtenen Beziehung zwischen Land und Wasser. Deiche, Schöpfwerke, Schleusen, Dämme und Überschwemmungsgebiete sind Eingriffe des Menschen in die Landschaft mit dem Ziel, das Wasser an den vorgesehenen Stellen zu halten. Der Film versucht die Vielschichtigkeit von Landschaften fassbar zu machen, indem er zeigt, wie vielseitig die verschiedenen Elemente in ihrer Funktion für den Menschen sein können.
Maud van den Beuken hat in den letzten acht Jahren mit Experten auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft zusammengearbeitet und die Definitionen von Flüssen in Bezug auf die Kartographie hinterfragt. Sie denkt über das binäre Verständnis von Wasser und Land, von Rationalität und Subjektivität nach und fragt sich, wie eine westliche Gesellschaft von Verflechtungen und nicht von Gegensätzlichkeiten ausgehend denken und handeln kann. Diese Arbeit wurde von der IJsselbiennale in Auftrag gegeben, produziert mit der großzügigen Unterstützung der Jan van Eyck Academy, der Vroman Foundation und der Waterschap Vallei & Veluwe.

www.maudvandenbeuken.nl

www.instagram.com/maud_vdbeuken

Merel Witteman

Je heißer es wird, desto schneller schmilzt das Eis – egal, ob es sich um das Eis am Stiel an einem Sommertag handelt oder um die polaren Eiskappen. Aber das Ergebnis ist nicht dasselbe: Im ersten Fall bekommt man lediglich klebrige Finger, während bei letzterem Wasser ins Meer fließt. Der steigende Meeresspiegel führt zum Verschwinden von Küstengebieten und zum Verlust von Lebensräumen. Es besteht Handlungsbedarf. Aber wie können wir das Eis einer Krise brechen, die uns zu groß erscheint, um sie zu lösen?
The Ice Shop lässt sich vom Geo-Engineering inspirieren und wendet eine wissenschaftlich fundierte – und doch völlig absurde – Methode an, um den steigenden Meeresspiegel wieder einzufrieren. Während Sie ein Stück des gefrorenen Meeresspiegelanstiegs ablecken, werden Sie aufgefordert, sich zu fragen, ob solche „Lösungen“ uns der Lösung des eigentlichen Problems näherbringen. Sollten wir uns nicht lieber auf das Einfrieren von Emissionen konzentrieren, anstatt zu versuchen, das Meer wieder einzufrieren?
Dieser spielerische und doch zum Nachdenken anregende Ansatz ist charakteristisch für Witteman, die einen Design-Hintergrund mit einem Master-Abschluss in Umwelttechnologie verbindet.

www.maartjemerel.com

www.instagram.com/maartjemerel

Thomas Wrede

Die Kraft von Thomas Wredes einzigartigen Gletscher-Fotografien Weiß war Schnee entwickelt sich in einer kaum aushaltbaren Spannung zwischen Dystopie und zerbrechlich klirrender Schönheit. Die hier präsentierten Bilder sind an der verhüllten Eisgrotte des Schweizer Rhone-Gletscher entstanden. Sie sind Teil einer Werkreihe über Außen- und Innenansichten der Eishöhle. 
Die Plastik-Vliesfolien – als letzter Versuch die Gletscherschmelze aufzuhalten – erinnern in diesen Arbeiten an die akkurat ausgearbeiteten Faltenwürfe in Malereien alter Meister und erzeugen eine verstörende, wundersame Ästhetik. Angezogen von so viel Schönheit, ist die Fallhöhe in Thomas Wredes Fotografien enorm, ist das Sujet doch eine nahezu unaufhaltbare Katastrophe, der Klimawandel und die Wirklichkeit.
Thomas Wrede ist Professor für Fotografie an der HBK Essen. Seine Werke finden sich in renommierten Sammlungen weltweit. 

www.thomas-wrede.de

www.instagram.com/thomas_wrede_art

Please Bring Rubber Boots

5. April - 18. Mai 2025

Preview / Kuratorinführung
Freitag, den 4. April, 17.30 Uhr

Eröffnung
Freitag, den 4. April, 19 Uhr

Performance, 20 Uhr
Alfredo Ardia

Künstler:innen:
Alfredo Ardia
Willem de Haan
Krzysztof Gruse
Jaap Scheeren
Maartje Slijpen
Helmut Smits
Maud van den Beuken
Merel Witteman
Thomas Wrede

Kuratorin:
Janna Banning

Titelgrafik: Maartje & Merel
Abbildungen Werke: © die Künstler:innen

Freundlich unterstützt durch:
Kulturbüro Dortmund, DEW21